Lesen Sie hier wie der grade erst gewordene Auslandschweizer resp. "NeuDeutscher" über seine erste Erfahrungen in seiner neuen Heimat berichtet. Ausgefallen, Komisch und Unglaublich ist nur die spitze des wohl bekannten Eisberges. Dinge an die die Deutschen keinen Gedanken verlieren, werden hier aufgezeigt. Und nun viel Spass beim Lesen!

Dienstag, März 27, 2007

Wenn keine weisse Eier - Nein!

Wir schreiben den 27. März 2007. Es ist perfektes Frühlingswetter. 16 Grad, Sonne, blauer Himmel, keine einzige Wolke. Tatort ist Leverkusen. Tatzeitpunkt ist genau 10.23 Uhr. Der eigentlich Ort der Geschehnisse ist besser gesagt unser Bett in unserem Schlafzimmer. Es ist genau 10.23 als ich von meiner besseren Hälfte sanft und liebevoll geweckt werde. Mit den Worten "Du verpasst das Frauenfrühstück" lässt er mich in die Höhe schnellen. Genau, heute ist ja Dienstag. Mutter (also meine Pflegemutter) hat Spätschicht. Das heisst, dass sich genau in diesem Zeitpunkt zwei alte Frauen in unserer Küche tummeln. Die Eine ist die Oma meiner besseren Hälfte und die Andere ist die Grosstante.
Ich bin wohl zu langsam beim Aufstehen. Denn mein Gegenüber zieht mir bereits die Trainingshose und die Jacke an. Noch ziemlich verpennt werd ich mit in die Küche geschleift. Wie erwartet sitzen dort bereits die eben vorgestellten Damen zusammen mit Mama am Tisch und sind bereits am Essen. Wir setzten uns ebenfalls und fingen auch an mit Frühstück.
Nach dem Essen begeben wir uns ins Wohnzimmer. Da ich heute meinen FREIEN Tag habe, wurde ich einstimmig zum Einkaufen gewählt. Eigentlich wollte ich nur unser Cappuccino-Pulver ersetzen, welches wir schon wieder alles getrunken hatten. "Aber wenn du schon mal beim Einkaufen bist, kannst du mir auch noch gleich etwas mehr mitbringen", meinte Mama. Ihr Wort in gottes Ohr. "Ich brauche eine Flasche Olivenöl, ein Paket mittelalter Gouda und zwei Pakete Eier". "ABER: Keine braune Eier! Nur weisse! Nichts anderes! Und wenn keine weisse Eier - NEIN!". Sie merken es bereits, wer bei der Überschrift an was perverses Gedacht hat, liegt völlig falsch.
Nachdem mir mehrere Minuten das Einkaufen erklärt und beschrieben wurde - mit Händen und Füssen -machten wir uns (Gegenüber und ich) auf den Weg Richtung Köln.

Zur Erklärung der aussenstehenden Personen muss ich wohl noch dazu erklären, dass wir in Leverkusen sehr zentral wohnen. So jedenfalls wurde es mir erklärt. Ich möchte ja nicht vom Thema abweichen, aber ich kann es auch nicht lassen Ihnen das "sehr zentral" zu verdeutlichen. Die Deutschen nennen es "sehr zentral" und ich nenne es folgendermassen: Der Bahnhof liegt ca. 10 Minuten zu Fuss entfernt. Die Bushaltesstelle ca. 200 Meter (sofern da jemals ein Bus fahren würde). Wir wohnen auch so zentral, dass mich abends beim Einschlafen der Güterzug in den Schlaf quietscht. Oder so zentral dass mich abends die hupenden Lkws auf der meist befahrenen Autobahn Deutschlands vom Schlafen ablenken. Als hätten die hier noch nie was von einem Nachtfahrverbot für Lkws gehört, aber ok wir sind ja nicht so. Wir wohnen so zentral, dass sich Nachts die besoffenen Leute welche grade aus der Ausnüchterungszelle entlassen werden, die Köpfe kloppen. Es hat aber den Vorteil, dass es sehr sicher ist. Die Polizei liegt ja direkt schräg gegenüber von unserem Nachtzimmerfenster. Die mag ich besonders, wenn diese um drei Uhr früh meinen, sie müssten in der 30er Zone das Sirene anmachen. Klingt und hallt ja schliesslich so schön in mitten von Wohnhäuser. Oder wenn die Polizei jemanden sucht hier im Quartier. Da wird einfach der Hubschrauber gerufen. Ist ja auch viel einfacher jemanden im Dunkeln ausfindig zu machen von oben. Besonders wenn dieser mit einem 10000 Watt Scheinwerfer sämtliche Häuser absucht. Dies ist besonders an den Schlafzimmerfenster ganz lustig. Vorallem wenn ich mit dem Hubschrauber nur dreissig Meter ab Boden fliege.
Fliegen wär grade ein guter Übergang zu unserem " sehr zentralen" Wohnen. Die Warteschleife des einzigen Flughafen der über eine Nachtflugerlaubnis in NRW verfügt, führt über unser Haus... Soviel zum Thema: Schatz wir wohnen "sehr zentral"!

Jedenfalls trafen wir am Bahnhof noch einen Arbeitskollegen von meinem Gegenüber. Am Bahnsteig Nummer eins an dem wir auf die Bahn warteten waren grade Rettungssanitäter dabei einen Obdachlosen transportfähig zu machen. Kurz darauf erfolgte die nun schon obligatorische Durchsage "Bahn fällt wegen technischen Problemen aus". Egal die nächste kommt bestimmt.
Schliesslich haben wir dann die andere Bahn, welche zu unserem grossen Erstaunen auch pünktlich kam, genommen. Kurz vor dem Hauptbahnhof in Köln überquert die Bahn den Rhein. Ist schon fast gespenstig. Kein einziges Schiff unterwegs. Kein Wunder, irgend so nem Idioten ist es ja gelungen die Schifffahrt auf dem Rhein komplett lahm zu legen, nur weil er offenbar sein Boot nicht unter Kontrolle hat. Jedenfalls vermissen sie jetzt noch ein Container mit Gefahrengut der irgendwo im Rhein liegen soll. Solange ist der Rhein auch noch zu.
Jedenfalls ist in Köln nichts mehr spektakuläres passiert. Ich habe mein Gegenüber zur Arbeit begleitet. Habe anschliessend noch den Tisch beim Spanier reserviert für den 6. April. Da haben wir ja unser Halbjähriges.
Anschliessend bin ich wieder zurück nach Leverkusen gefahren. Musste am Bahnhof auf den Bus warten. Habe höchstens noch festgestellt dass sie die übermotivierten und durchaus vorsichtig fahrende Busfahrer bei der Busgesellschaft noch immer nicht ausgewechselt haben. Aber dies wird sich wohl auch nicht ändern. Es spricht ja schon sehr für ein Unternehmen, wenn man beim Einsteigen ordnungsgemäss sein Ticket vorzeigt, dabei nur doof angegafft wird. Wenn man es aber nicht tut, gibts nen Anschiss. Der Anschiss dauert dann so lange, bis man schliesslich am Ziel ist. Denn mit 100 km/h durch den 50er ist man schön etwas schneller da. Aber ist ok. Fahre sowieso nie Bus :-)
In diesem Discounter wo ich einkaufen sollte war ich ganz schön aufgeschmissen. Musste die fidele Verkäuferin zwei Mal was fragen. Die konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ist auch ok so. Aber die Ladengestaltung könnte das nächste Mal auch ein Affe übernehmen. Dann würden wenigstens die Bananen am Eingang stehen und nicht die lange gesuchten weissen Eier.
Zurück beim Bus erwischte ich wieder den gleichen Fahrer. War ja klar, hab mich schliesslich auch beeilt. Da konnte der Motivationskoloss ja nur eine Runde drehen. Ich glaube der guckt sich die Tickets bei jedem Halt noch bescheuerter an. Auf seinen Gesichtsausdruck vor Dienstende kann ich somit ganz gut verzichten.
Auf der Rückfahrt von Aldis Konkurrenten hat ich genügend Zeit mich etwas um zu schauen.
Und ich muss sagen: Die Merkel welche an jeder Ecke hängt, müsste glaube ich wirklich Mal den Frisör wechseln. Aber dies nur am Rande. Im Übrigen finde ich das Plakat in der schlecht beleuchteten Unterführung ne direkte Gefahr für die Menschheit.
Am Polizeipräsidium angekommen stieg ich aus dem Bus. Dabei hab ich mir mal die Überlegung des Erfinders des deutschen Fahrradstreifen durch den Kopf gehen lassen. Eigentlich ja ganz simpel die Sache. Gehweg ist in der Mitte getrennt. Auf der Strassenseite des Gehweges ist der Fahrradweg auf der anderen Seite ist der Weg für die Fussgänger. Ganz simpel. Aber die Praxis zeigt dass sich nicht jeder der Ideenfindung ganz bewusst ist. Vorallem weil die Bushaltestelle natürlich auf der Seite des Gehweges der Fussgänger befindet, muss der arme Opa sich beeilen bis er beim Bus ist. Und ich? Ich überlege bei welcher Rechtschutzversicherung ich beitreten soll. Denn ich habe festgestellt, dass ich den Macher dieses Systemes wohl wegen fahrlässiger Körperverletzung verklagen sollte. Aber der Schreck vom heranrasenden Fahrradfahrer, welcher mich beim Aussteigen fast touchiert hätte, sitzt noch zu Tief.